Dieses Jahr haben wir unseren Motorrädern eine Pause gegönnt und haben uns mit dem Flugzeug in neue Regionen bringen lassen. Flugziel war Olbia in Sardinien von wo aus wir mit einem Mietwagen in Richtung unseres Zielgebietes gefahren sind. Am späten Abend sind wir dann in Lotzorai in der Ogliastra angekommen.
Von hieraus haben wir unsere Touren organisiert. Untergebracht waren wir bei Peter und Anne im Lemon House (Webseite des Lemon House). Eine wunderbare Unterkunft für Leute die einen aktiven Urlaub planen. Ungewöhnlich schon deswegen, weil Peter und Anne italienisch und deutsch sprechende Engländer (Peter) bzw. Schotten (Anne) sind, die die kleine Pension betreiben. Bestehend aus lediglich vier Gästezimmern konnten wir uns so rundum versorgt fühlen – bekamen wir doch schon morgens (täglich um 08:30 Uhr gemeinsames Frühstück), die besten Tipps für unsere Ausflüge und konnten uns mit den anderen Gästen austauschen. Die anderen Gäste sind hierbei einer Erwähnung wert. Es handelt sich um eine heterogene, sich ständig verändernde Gruppe von Personen jeden Alter, meistens jedoch zwischen 20 und 39, die bei aller Unterschiedlichkeit eine Gemeinsamkeit hatten: Alle wollten einen aktiven Urlaub verbringen. Aktiv geht hier scheinbar immer und das sollten wir in den nächsten Tagen auch erleben.
Den ersten vollen Tag auf Sardinien wollten wir entspannt angehen. Vielleicht mal ein wenig Strand sehen (damit Carina versorgt ist). So suchten wir uns eine kleine Bergkapelle in der Nähe von Baunei heraus von wo aus auf unserer Karte ein Weg zum Meer eingezeichnet war. Als wir unsere Idee unseren Gastgebern, kurz vor der Abfahrt mitteilten bekamen wir noch eine Einweisung und eine Wanderkarte in die Hand gedrückt und wie sich herausstellte hatte auch ein anderer Gast, Tom, vor zu diesem Strand zu wandern. Es hätte uns schon stutzig machen sollen, dass der sportliche Junge Mann eine kleine Wanderung vorhatte. Gut das wir unsere festen Schuhe dabei hatten. Die Kapelle haben wir nie gesehen, denn wir wollten dann doch zuerst an den Strand. Wie sich herausstellte bestand der Weg zum Strand aus einer 1,5 stündigen Wanderung über einen Berg in ein Tal, hin zu dem einsamen Strand Calla Goloritze. Ein Strand der nicht wirklich einsam war, da auch andere den Weg auf sich genommen hatten oder per Boot hergefahren waren. Die herrliche Wanderung über ca. 1.200 Höhenmeter wurde also von einem erfrischenden Bad im Mittelmeer gekrönt bevor wir den 1,5 stündigen Rückweg antraten, der es in sich hatte, da der Anstieg wesentlich anstrengender als der vorherige Abstieg zur Bucht war. Das war mit Abstand der mühsamste Weg zum Strand, den wir bisher erlebt haben. So beendeten wir den Tag mit einer ersten, landschaftlich wunderschönen Begegnung mit Sardiniens Natur von der, das wussten wir schon vorher, noch viel mehr auf uns wartete.
Freitags hatten wir uns ausgesucht unserer initiale Urlaubsaktivität dem Kajakfahren nach zu gehen. Nach einem ruhigen Tagesbeginn haben wir uns schon aufgemacht zum Strand, von dem aus wir zu unserem Ausflug aufbrechen wollten. Leider hat das Oktoberwetter es nicht so gut mit uns gemeint, da der Wind stärker wurde und die See sehr unruhig, was den Guide dazu veranlasst die Tour nicht durchzuführen, um keinen in Gefahr zu bringen. Sicherlich war das eine gute Entscheidung, zumal wir noch nie im Meer Kajak gefahren sind. Dennoch waren wir ein wenig enttäuscht, hatten wir uns doch so darauf gefreut. Entschädigt haben wir uns in dem wir etwas weiter gefahren sind zu einem Fels, direkt am Meer an dem gekonnte Kletterer dem Boldern nachgehen konnten mit der Besonderheit das, sollten sie herunter fallen, sie direkt in das Meer eintauchen. Wir waren beeindruckt von dem leuchtend roten Felsen und haben es uns nicht nehmen lassen selber darauf herumzuklettern (nicht aber zu Boldern).
Den nächsten Tag hatten wir bereits im Vorhinein mit Peter für einen Ausflug zu einem Outdoor Festival verplant. Peter ist begeisterter Kletterer und Mountainbikefahrer und hatte bei der Übersetzung eines Kletterguides geholfen und sich auch für den, im Rahmen des Festivals stattfindenden, Wettkampf eingeschrieben. Der Wettkampf fand an den gerade neu erschlossenen Routen in Ulassai statt. Eingeschrieben war Peter mit Tom (der junge Mann der auch zur Calla Goloritze gewandert ist). Es war ein interessantes Spektakel zu sehen wie viele Menschen sich in einer engen Schlucht senkrecht die Felswände empor bewegen können. Man merkt den Teilnehmern an das sich viele kannten und die Kletter-Gemeinde gut vernetzt ist. Es waren aber nicht nur Italiener vor Ort sondern auch Deutsche, Österreicher und Schweitzer. Die zweite Tageshälfte verbrachten wir dann noch in der Tropfsteinhöhle Grotta Su Marmuri in der Nähe von Ulassai. Beeindruckende Stalagmiten und Stalaktiten boten sich uns in der konstant 10 Grad kalten Höhle, sowie auch ein große Kolonie an Fledermäusen die hier überwintert. Jetzt wussten wir also, dass die Berge hier in Sardinien mehr zu bieten haben und das Klettern hat eine gewisse Neugierde geweckt.
Kajakfahren wollten wir aber dennoch unbedingt und so haben wir es tatsächlich geschafft am Folgetag frühmorgens in das Kajak zu steigen und die Küste der Ogliastra zu erkunden. Carina und ich teilten uns ein Zweierkajak wogegen die restliche Gruppe Einzelkajaks hatte. Jedoch standen keine weiteren Einerkajaks bereit und da die anderen behaupteten weniger Teamfähig zu sein, haben wir uns bereitwillig darauf eingelassen. Eine gute Entscheidung, waren wir doch schon von früher Touren (auf Binnengewässern) ein eingespieltes Team. So schafften wir auch einige anspruchsvollerer Passagen durch einige Felsen im Wasser und konnten auch zwei Delfine aus dem smaragd-grünen Wasser springen sehen. So viel Kitsch und dann kein Sonnenuntergang weit und breit. Zwischenzeitlich hatte der Wind wieder fahrt aufgenommen und der Wellengang wurde so heftig, dass einer der Teilnehmer Seekrank wurde und wir ihn zu unserem Startpunkt zurückschleppen mussten. Wir gönnten uns eine Schwimmpause und starteten dann zur weiten Etappe in südlicher Richtung. Vorbei an Privatstränden, roten Felsen und Leuchttürmen landeten wir schließlich an einem Strand, um ein wenig zu essen. Bei dem letzten Stück hatten wir schon mit dem Wind zu kämpfen der uns immer in Richtung offenes Meer trug. So konnten wir nicht mehr zurückfahren, da wir dann gegen den immer stärker werdenden Wind hätten fahren müssen was bei dem Wellengang ein sehr sportliches und nicht für alle Teilnehmer machbares Unterfangen gewesen wäre. Der Tag war aber dennoch sehr gelungen und wir sind endlich Kajak gefahren und es hat uns sehr großen Spaß gemacht. Natürlich hätten wir gerne noch weiter gemacht. Abends sind wir dann mit den anderen Gästen und Peter und Anne traditionell Sardisch essen gegangen. Entgegen unsere bisherigen Vorstellung besteht die traditionelle sardische Küche nicht aus Meeresfrüchen und Fischen sondern aus Schweine-, Schafs- und Rindfleisch. Wir konnten auch hier wieder etwas lernen. Die Sarden nämlich lebten vorwiegend im Landesinneren, da die Küstengebiete häufig von Piraten aufgesucht wurden und sich die Bevölkerung so besser vor Plünderungen schützen konnte. Wir ließen uns also unser Spanferkel schmecken und genossen die Gespräche mit den anderen Gästen.
Die weiteren Tage verbrachten wir mit einer Wanderung zu den Is Picinas, eines herrlichen Bergbachlaufs der sich in Terrassen den Berg hinunterschlängelt. Mathias hat es sich nicht nehmen lassen ein wenig darin zu baden (Carina reichten hier schon die Füße) und wir erholten uns sehr an diesem lauschigen und vor allem einsamen Ort, mitten im Wald.
Die Ruhe vom Vortag konnten wir gut auf unserer Wanderung zum Punta La Mamora (1.834 m) gebrauchen. Sardiniens höchster Berg liegt in der Nähe des Lago Bau Muggeris bei 39° 58′ 0″ N 9° 19′ 0″ E und der reguläre Aufstieg beginnt auf der Westseite. Da wir das Gebirgsmassiv aber von östlicher Richtung genähert haben, konnten wir einer (von Peter ausgearbeiteten) anderen Route durch einige Täler folgen. Vorbei an Wildschweinen, wilden Pferden, Schafen, Rindern und Ziegen erklommen wir den Gipfel und genossen nach dem recht steilen Anstieg die Aussicht über das Gennargentu-Massiv. Da wir auf dem Hinweg mit dem Auto auf einer einspurigen Serpentinenstraße durch einige Kuhherden hindurchfahren mussten, ohne eine der Tiere den Abhang hinunterzustoßen, sind wir den Aufstieg erst sehr spät angegangen. Der Rückweg, über einen anderen Pfad, musste also etwas schneller absolviert werden, da die Sonne schon ansetzte unter zu gehen und dann das weiterkommen unmöglich ist. Die Situation machte es gegen Ende erforderlich einen ziemlich direkten Weg zurück zum Ziel (unserem Auto) einzuschlagen, wollten wir nicht im Gebirge übernachten. K.o. aber glücklich kamen wir schließlich beim Auto und schlussendlich wieder in Lotzerai an und genossen unser wohlverdientes Abendbrot mit Blick auf das Meer.
Wandern, Kajakfahren und Schwimmen hatten wir schon gemacht, nun standen also noch Mountainbike und Klettern auf dem Programm. Mit geliehenen Mountainbikes fuhren wir ein wenig die Umgebung unserer Pension erkunden. Leider hatte Carina sich ein wenig die Knie bei unserem Gipfelsturm verletzt weswegen wir unsere Radtour verkürzten, um ein wenig Ruhe zu finden. Es sollten aber noch Wunder geschehen. Am Nachmittag des selben Tages waren wir zu einer „kleinen Einführung“ in den Klettersport verabredet. Für Carina hatten wir Kletterschuhe und -gurt gefunden. Für Mathias Riesenfüße waren leider keine Schuhe auffindbar, jedoch einen Klettergurt hatten wir und zur Not wollten wir es mit den Kajakschuhen versuchen. Am verabredeten Treffpunkt warteten wir auf unseren Lehrmeister Peter der uns auch schnell in die wichtigsten Regeln des Kletternd einwieß und auch alles rund um das Sichern erklärte. Schneller als gedacht war Carina auch schon auf ihrer ersten Kletterroute unterwegs und schaffte direkt eine 4a Route (Wikipedia Link: Kletterstufen). Mathias versuchte sich an der selben Route und schaffte diese ebenfalls. Hierbei mussten wir aber feststellen das die Kajakschuhe doch eher ein „Desaster“ waren und nicht für den Alpinsport gedacht – woraufhin Mathias beschloss lieber Fotos zu machen. Carina schaffte danach noch eine 5a und auch noch den Beginn einer weiteren Route. Es war wirklich sehr spaßig und hat uns Lust auf Mehr gemacht – doch die Kräfte wollten dann nicht mehr ganz mitmachen.
Insgesamt haben wir lediglich zwei Strandtage (und auch die nicht vollständig) während unserer ganzen Reise machen können – doch wir haben gemerkt, dass uns das Aktive einfach mehr liegt. Soviel also zu unserem Versuch einmal einen ruhigen Urlaub zu verbringen. Insbesondere der Aufenthalt im Lemon House bei Peter und Anne haben uns den Urlaub sehr leicht gemacht. Gute Tips und tolle Unterhaltungen sowie das gesamte ungewöhnliche Hotelkonzept zwischen Aktivurlaub und Strand waren genau richtig für uns, um ein wenig Abstand vom Alttag zu gewinnen. Gerne würden wir Sardinien wieder besuchen – doch wir wissen das es noch viele schöne Orte auf der Welt gibt. Aber ein Wiedersehen wäre sehr schön!
In der Gallerie findet ihr noch viel mehr Bilder.
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2 Kommentare
Cooler Reisebericht. Schön das ihr auch noch bei den Piscinas ward. War nett beim Spanfernkel mit euch zu quatschen. Alles Gute für euch zwei!
LG Sophie aus Hamburg 😉
Autor
Hallo Sophie.
Schön von euch zu hören. Hat uns auch viel Spaß gemacht. War ein toller Tipp mit den Picinas – sooooo schön :-).
Liebe Grüße nach Hamburg.
Carina und Mathias