Fes – Feilschen und Bummeln

Heute sind wir von Azrou nach Fés gefahren. Auf dem Weg lag neben der imposanten Landschaft, die wir nun schon so oft beschrieben haben, auch ein kleiner Ort namens Ifrane. Wie wir uns angelesen haben ist dieser Ort für einige Marokkaner der Inbegriff von Urlaub. Dieser Ort wird penibel sauber gehalten und besteht hauptsächlich aus Häusern, die einem Schweizer Bergdorf entsprungen zu sein scheinen. Alle mit roten Satteldächer, wie wir sie aus Europa kennen – ansonsten haben wir hier mehr die Flachdachbauweise kennen gelernt. Ansonsten hat der Ort noch eine Universität zu bieten, die hauptsächlich für die Schönen und Reichen des Landes gedacht ist und auch viele amerikanische Austauschstudenten aufnimmt. Natürlich gibt es in dem „Schweizer Bergdorf“ auch ein Skigebiet und an den Straßenlaternen hängt Dekoration, die an einen Weihnachtsmarkt erinnert.

Angekommen in Fés, fanden wir uns in einer Großstadt wieder, was wir gar nicht mehr gewohnt waren. Das Navi lotste uns in Richtung des reservierten Riads, während trotzdem immer wieder Männer auf kleinen Mofas probierten sich an der Ampel oder auch während der Fahrt als Führer anzubieten. Doch meist gaben sie schnell auf, als sie unsere GPS-Geräte ein wenig betrachtet hatten und feststellten, dass wir wirklich nicht gewillt waren, ihnen zu folgen, sondern einfach unseren eigenen Weg, in unserer eigenen Geschwindigkeit fuhren. Wenn die Fremdenführer hier wirklich etwas verfluchen, dann sind es wohl die Navis der Europäer. Leider waren die GPS-Koordinaten der Unterkunft dieses Mal komplett falsch und lotsten uns in einen Park. Leider fand sich nur ein Mann zum Fragen, der tatsächlich nur Arabisch sprach und Carinas Arabisch reichte wohl leider nicht, um ihn zu verstehen. Nach einer längeren Suche im Reiseführer fanden wir dann tatsächlich eine Straße auf der Karte, die zu mindestens zum Teil den gleichen Namen mit der Adresse des Riads hatte. Diese sollte sich mitten in der Medina finden. So traten wir unseren Weg dorthin mutig an und fuhren auch sehr zielstrebig mitten in die kleinen Gassen, bis wir einem Hof landeten, von dem aus man wirklich nur noch zu Fuß weiter kam. Natürlich fand sich auch dort wieder ein sehr hilfsbereiter Fremdenführer, den wir dieses Mal dann tatsächlich in Anspruch nahmen. Wohl gemerkt handelten wir den Preis dieses Mal vorher aus, um nachträglichen Ärger zu vermeiden. So zeigte er uns den Weg zum Riad und zu einer bewachten Tiefgarage für die Motorräder. Darüber, dass er unser ganzes Gepäck mit einem Handkarren, quer durch die Medina, mitten durch die kleinen Gassen mit den Geschäften, bis zum Hotel brachte, waren wir auch sehr erleichtert. Da hätten wir sonst doch sehr zu Schleppen gehabt und selbst so fragte die Dame im Empfand uns, ob es denn draußen regnen würde… – hatte es nicht, es war nur sehr warm. Doch natürlich hatten wir auch heute wieder, wie schon die vergangenen Tage, den Regen im Gepäck, doch heute erst Nachmittags.

Das Riad stellte sich als sehr schön heraus. Wir konnten (da wir die einzigen Gäste zu sein schienen) frei das Zimmer wählen und entschieden uns für die Suite Sofia, da uns ein ganzes Appartement doch als zu groß erschien. Die Lage des Riads war für uns Ideal. Nur ein paar Meter aus der Tür heraus fand sich eine der „Hauptstraßen“ durch die Medina, also eine etwas größere, aber für uns immer noch sehr kleine Gasse, an der entlang alle möglichen kleinen Läden aufgereiht waren. So konnten wir hier all unsere Souvenirs und Mitbringsel besorgen und natürlich jede Menge handeln. Die meisten Händler freuten sich zunächst über die europäische Kundschaft, waren dann aber am Ende doch nicht mehr ganz so erfreut. Ein Händler schien schon richtig verärgert über den Preis zu sein. Vielleicht haben wir es da doch etwas zu weit getrieben… aber verkauft hat es uns die Sachen immerhin trotzdem. Die Preise, die einem hier manchmal genannten werden, liegen wohl gemerkt oft wirklich schon über europäischen Preisen und so haben wir meistens sogar nur ein Fünftel oder weniger des ursprünglichen Preises bezahlt. Da die Händler uns wieder öfter fragten, ob wir Berber wären (die anscheinend sehr geizig zu sein scheinen), scheinen wir ja doch (aus unserer Sicht) ganz gut gehandelt zu haben und waren so sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Die bunten Gassen, das schauspielerische Handeln und die wahnsinnige Atmosphäre werden wir wohl auch vermissen – wenn auch nicht so sehr, wie wir nun schon die Sandwüste vermissen.