Marrakesch

Gestern morgen haben wir nach einem ausführlichen Frühstück unsere Suite in Casablanca verlassen und uns nach Marrakesch auf den Weg gemacht. Dazu sind wir wieder ein ganzes Stück auf der Autobahn gefahren.

 

Dieses Mal hat sich die Landschaft zwischen Bergen und sehr großen flachen Wüstenabschnitten abgewechselt. Mal war alles in rote und mal mehr in gelbliche Farbe getaucht. Dazu kamen kleine Dörfer mit Lehmhäusern und Gebäuden, Schafherden am Rande der Autobahn, viele kleine Pisten, die wohl ehemals auch die Autobahn gekreuzt haben und ab und zu auch ein paar Menschen.

 

Zu den im letzten Text beschriebenen Randbedingungen kamen heute noch kreuzende Kühe mit Viehtreiber, Müllsammler auf dem Mittelstreifen und auf der Raststätte wurden uns dieses Mal keine Drogen, sondern Obst angeboten. Da wir das Obst leider nicht identifizieren konnten und uns so nicht sicher waren, wie man es wohl essen sollte, haben wir uns lieber nicht gekauft und in der staubtrockenen Hitze ein paar staubtrockene Kekse gegessen. Dafür machte Mathias dann noch ein paar Fotos vom Buchstäblichen „Nichts“, wodurch wir aus den Augen der Einheimischen wohl sehr merkwürdig gewirkt haben müssen.

 

Während des Fahrt blies uns im laufe der Strecke ein immer wärmerer Föhn entgegen. In den Motorradklamotten fühlte man sich dabei von der Temperatur her eher wie in einer Sauna. So waren wir froh, als wir dann endlich in Marrakesch ankamen.

 

Dort mussten wir Mitten in die Medina. Dank GPS Koordinaten, konnten wir zumindest ein Ziel ins Navi eingeben, da die Straßen hier dem Navi alle unbekannt zu sein scheinen (oder aber wir können die Adresse einfach nicht dementsprechend eingeben). Wir entschieden uns dann noch für einen kleinen Umweg, um nicht mitten durch den Markt zu fahren und kamen dann tatsächlich auch in der richtigen Straße an. Leider fand sich dort kein Schild mit dem Namen des Hotels oder auch nur irgendein Hinweis darauf. So mussten wir dann letztendlich doch fragen,wodurch wir von einem Jungen wieder 100 Meter die Straße zurück geführt wurden. Dort fand sich eine winzig kleine Gasse (zu eng für unsere Motorräder) und eine Ecke weiter dann auch eine Tür, wo auch tatsächlich der Name „KA“ an der Tür zu finden war. Der Chef des Hotels begrüßte uns und führte uns zu dem bewachten Parkplatz, wo wir unsere Motorräder sicher abstellen konnten. Und dann wurde uns das Zimmer gezeigt. Eingerichtet im Berber-Stil (natürlich auch so benannt, als „Berber-Zimmer“), sehr schlicht, aber alle Möbelstücke sind perfekt abgestimmt und scheinen einzeln auswählt. Das Badezimmer ist ebenfalls passend eingerichtet, was aber zu schwer zum Beschreiben wäre, weshalb wir an dieser Stelle auf die Bilder verweisen. Das Zimmer ist zwar etwas kleiner, als die Suite in Casablanca (wo man bestimmt noch 20 Gäste hätte empfangen können), aber dennoch sehr groß. Nach einer Dusche und ein paar frischen Klamotten fühlten wir uns dann auch wieder besser und so gingen wir das Hotel erkunden. Die Fenster des Zimmers richten sich hier zum Innenhof, in dem es zahlreiche Sitzecken und einen kleinen Swimmingpool (mehr wie eine größere Badewanne) gibt. Weiter hoch die Treppen fanden wir noch eine riesige Dachterrasse mit zahlreichen Sitz- und Liegemöglichkeiten und einer Hammam. Der Chef des Hotel (genau genommen ein Riad – Gästehaus mit Innenhof in dem nur ein paar Zimmer zur Verfügung stehen) erklärte uns außerdem, dass es immer Moment sehr schön und angenehm sei, da es heute nur 43 Grad wären, wo sie doch die letzten Wochen eher 49 Grad hatten. Da wussten wir dann auch, woher der warme Föhn gekommen war. Leider kann man das Abendessen im Hotel immer nur morgens buchen, da dann alle Zutaten frisch für den Abend eingekauft werden. Deshalb mussten wir das Ausruhen verschieben und nach einer anderen Essensquelle suchen.

 

So machten wir uns auf den Weg, quer durch die Medina; Ausgerüstet mit zwei Stadtplänen, Reiseführer, Navi, GPS-Spot, Fotoapparat und allem Nützlichen eben. Erstaunlicher Weise wurden wir auf unserem Weg nicht sehr oft angesprochen und selbst in den engen Gassen in den Souks, wo die ganzen Händler ihre Geschäfte haben, konnten wir ganz bequem laufen, ohne in die Läden „gezerrt“ zu werden. Im Nachhinein führen wir das auf unsere Zielstrebigkeit zurück, Carina vor dem Verhungern zu bewahren. So kamen wir dann auch zügig voran und fanden tatsächlich auch einen Hinweis auf das gesuchte Restaurant und so auch glücklicherweise den sehr kleinen, versteckten Eingang zum Aufgang auf die Dachterrasse, wo sich dann auch tatsächlich das Restaurant befand. Sehr gemütlich in kleine Ecken aufgeteilt, mit Sprühwasser als Kühlung und einer Speisekarte, die auf einer riesigen Tafel vor den Tisch gestellt wurde, konnten wir so in dem recht europäischen Restaurant in Ruhe essen. Etwas verwundert waren wir doch, als die Tajine nicht mit Couscous sonder Pommes Frites serviert wurde, aber geschmeckt hat es trotzdem (Notiz: Mathias hat sich geweigert dir Fritten zu essen – dass war ein Stilbruch der absolut nicht akzetiert werden durfte).

 

Danach ging es weiter zum Jemaa el Fna, einem großen Platz in Marrakesch. Hier findet sich wirklich alles. Am Rand sind die typischen kleinen Läden, wo man Schals, Schuhe, Taschen und alles was das Konsumherz begehrt kaufen kann. Daneben finden sich die fahrbaren Restaurants. Abends werden sie mitten auf dem Platz aufgebaut und man kann dort essen gehen. Zusätzlich findet man sehr viele Stände, die Wasser und frisch gepressten Orangensaft verkaufen. Weiter unten auf dem Platz finden sich alle möglichen Gaukler: Henna-Malerinnen, Schlangenbeschwörer (um die wir einen großen Bogen gemacht haben), Greifvogelschauen (wobei die kleinen Küken einfach in rosa oder grün eingefärbt werden – mit Tierschutz nehmen sie es hier wohl eher nicht so genau), Affenschauen, Musikanten und so weiter und so fort. Das ist ein sehr buntes Treiben und drum herum riesige Menschenmengen.

 

Da es schon recht spät war machten wir uns auf den Rückweg. Im Hotel hatte man uns gesagt, dass man sich nicht verlaufen könne, weil alle Wege zu dem Platz führen würden. Doch hat sich schon mal jemand gefragt, wie man den Rückweg finden soll? Wohl eher nicht. Irgendwann hatten wir in dem Irrgarten an kleinen Gassen jegliche Orientierung verloren. Dazu kamen „Hilfsbereite“ Einheimische, die uns immer gerne den Weg zum großen Platz wiesen und uns mitteilten welche Straßen wohl nicht weiter führen würden. Vollends verwirrt schaltet wir dann doch das GPS ein und probierten damit den Weg aus den Gassen zu finden. Mittlerweile war die Sonne schon längst untergegangen und der Weg war noch schwerer zu finden. So schlichen wir durch stille, enge Gassen (Mathias möchte hier widersprechen – es war hell und es waren überall Leute zu sehen), vorbei an offene Baustellen, wo man nur am Rand noch vorbei balancieren konnte, bis wir wieder auf größere Straßen kamen und dann auch endlich wieder bei unserem Riad ankamen. Dort wurden wir bis zur Tür verfolgt von Kindern, die Süßigkeiten oder Geld forderten, aber nichts von uns bekamen, da wir leider keine Süßigkeiten, sondern nur Elektrogeräte im Angebot hatten und das mit dem Geld nicht eingesehen haben.

 

So sind wir dann erschöpft ins Bett gefallen, nachdem wir von den französischen Hotelbesitzern noch ausgelacht wurden, weil wir den Weg zurück nur mit dem GPS gefunden hatten.

 

Am nächsten Morgen haben wir im Innenhof bei noch angenehmen Temperaturen ein sehr leckeres Frühstück genossen, um uns dann früh auf den Weg in die Stadt zu machen, bevor es richtig heiß werden würde. Natürlich war der Plan zwar gut, aber leider war die Hitze ab 10 Uhr dann schon wieder sehr groß und für Mathias eigentlich unerträglich. Trotzdem haben wir uns erneut bis zu dem großen Platz durchgeschlagen, dann weiter zu den Palästen. Den einen Palast haben wir uns dann auch von innen angesehen, wobei es erstaunlich war, dass man dort einfach so (ohne Führung) herumlaufen und auch alles anfassen konnte (da nichts abgesperrt war). Dort fanden sich schöne Mosaik-Fliesen und tolle Deckenarbeiten. Zudem ein schöner Park, der zu den sonst sehr engen Gassen eine schöne Alternative bot. Auf dem Rückweg versuchten wir uns in den Souks dann noch im Handeln und schafften es immerhin weniger als die Hälfte des anfänglich genannten Preises zu zahlen. Der Händler schien zwar nicht mehr ganz so glücklich und fragte Carina ob sie berberische Herkunft habe, weil sie so stark verhandelt hätte. So waren wir doch umso zufriedener mit dem Geschäft und noch glücklicher darüber, dass wir uns am heutigen Tag nur mit einem Stadtplan zurecht gefunden haben, ohne uns zu verlaufen. Auch wenn das die einheimischen „Helfer“ nicht ganz so freute, da sie immer wieder versuchten uns in andere Richtungen zu schicken oder beteuerten, dass Wege nicht weiter führen würden, die laut Plan und wie wir dann auch feststellten aber wohl doch keine Sackgassen waren. Vermutlich haben sie nur probiert uns zu verwirren, damit wir dann doch auf ihre Hilfe angewiesen wären, aber das hat bei uns wohl nicht geklappt. So schafften wir den Weg zurück, wenn auch nicht mehr vor der Mittagshitze, so doch wenigstens ganz stolz alleine.

 

Im Riad haben wir uns dann noch was ausgeruht und der Hotelbesitzer hat uns auf der Karte ganz viele schöne Strecken, Pisten und Hotels empfohlen. Er hat sich noch lange mit uns unterhalten und viel erzählt, auch wenn Mathias davon leider nur weniger als die Hälfte verstanden hat. Als wir zurück in unser Zimmer kamen, mussten wir leider feststelle, dass wohl jemand an Mathias Portemonaie war und uns nun 200 Dirham, also rund 20 Euro fehlten. Das war sehr schade, aber leider ließ das Geld sich, wie natürlich schon zu erwarten war, nicht mehr auftreiben. So lernten wir, dass man auch wenn man fast neben seinem Zimmer sitzt, doch nicht immer alles im Blick haben kann. Beim nächsten Mal werden wir wohl besser aufpassen müssen.

 

Am heutigen Abend werden wir nun doch noch ein Essen hier um Hotel genießen können und dieses Mal wohl auch eine richtig Marokkanische Tajine bekommen. Dann werden wir uns gut ausschlafen, damit wir morgen für die nächste Etappe fit sind. 🙂