Sable – Spaßwort mit fünf Buchstaben

Tunesien gilt weithin als ein guter und einfacher Einstieg in das Sand fahren. Nicht zu weit von Europa weg, gute Infrastruktur und viel Sand. Soweit so richtig. Auch wir haben uns am heutigen Tag aufgemacht den Sand unter die Stollenreifen zu nehmen. Kurz nach dem Frühstück machten wir uns um 10 Uhr auf den Weg. Wir wollten spätestens um 15:00h den Wochenmarkt in Douz besuchen und zudem die morgendlichen Temperaturen nutzen, um frisch eine gute Piste unter die Reifen zu nehmen. Die Piste war auf unserer GPS Karte eingezeichnet und fand sich auch auf einer der Papierkarten wieder. Für uns ein gutes Zeichen, dass die Piste doch recht angenehm zu fahren sein müsste, da allgemein bekannt und gut befahren. Ein paar Kilometer hinter Douz endete das Teerband und die Wüste erstreckte sich vor uns. Ein netter Abhang hinunter wurden wir gemütlich auf eine recht angenehme Piste gelenkt die uns, so hofften wir auf schnellstem Weg nach Jebil (Nationalpark) bringen würden. Die Richtung stimmte und der Sand machte richtig Spaß. Zwischendurch ein paar steinigere Passagen, unterschiedlichste Vegetation und, insbesondere zu Carinas Freude, immer mal wieder eine Schaaf-Herde.  Die Piste wurde sandiger und anspruchsvoller, aber machte viel Freude und wir konnten uns schön austoben. Nach Carinas erstem Sturz (mehr ein geschlingertes Hinlegen) fuhren wir noch ein kleines Stück, entschlossen uns dann aber um 12 Uhr, dass unsere Kräfte nachlassen und wir den Rückweg antreten sollten. Nach einer kleinen Pause ging es wieder zurück Richtung Douz. In der Pause wurden wir noch von einer Dromedar Herde umzingelt und fotografierten was das Zeug hielt, da es doch ein recht skurriler Moment zu sein schien. Wir sollten uns irren; noch skurriler geht immer.

 

Kurz nach der Weiterfahrt legte Carina ihr Motorrad noch zwei Mal in den Tiefsand. Die Piste war tatsächlich ziemlich anspruchsvoll, was uns auf dem Hinweg allerdings nicht so aufgefallen war. Nach dem zweiten Hinlegen wollte Carinas „Dori“ nicht mehr. Batterie war in Ordnung, Sprit war vorhanden und Carina fühlt sich auch bestens. Nur beim Drücken des Startknopfes reagierte nichts. An dieser Stelle möchte Mathias bemerken, dass er sich immer schon ein Motorrad mit Elektro- und Kickstarter gewünscht hat, unser Bayrischer Hersteller aber leider dergleichen nicht anbietet. Nun konnte es gut sein, dass ein wenig Sand in die Armatur gekommen war die den Mechanismus verklemmte. Also wurde die Armatur entfernt und durchgepustet. Keine Reaktion. Vielleicht war dann irgendeine Sicherung kaputt. Auch das war nicht der Fall. Kabelbruch? Kolbenfresser? Wackelkontakt? Nachdem Mathias das Motorrad eine geschlagene Stunde bei einer Wahnsinnshitze auseinander genommen hatte und rein Garnichts zu machen war mussten neue Ideen her. Der ADAC hatte gerade bei uns keinen Dienst in der Sahara und wirklich viele andere Fahrzeuge hatten wir aus unerklärlichen Gründen auch noch nicht gesehen. Also Motorrad stehen lassen oder fortbewegen. Wir entschieden uns für letzteres uns schleppten tatsächlich „Dori“ mit „Peter“ alias „das Tier“ durch den Tiefsand ab.Eine Konstruktion, die im Wesentlichen nur aus zwei Packschnüren mit dem Emblem eines großen Outdoorgeschäftes bestand und jeglichen deutschen Sicherheitsbestimmungen wiedersprach, zogen wir das Motorrad Stück für Stück in Richtung Douz. Wir sprechen hier tatsächlich von Schritttempo denn auch die ganzen, zuvor sehr Spaßigen, Hügelpassagen mit Tiefsand wollten gemeistert werden. Ein Ruckel und Zubbeln später waren wir nach dem ersten Kilometer schon fix und alle. Es standen uns aber noch ca. 20 Kilometer bevor. Spaß lass nach. Eine kleine Pause im Schatten musste uns neue Kräfte geben und weiter ging der wilde Ritt. Nach einem paar weiteren Kilometern konnten wir nicht mehr wirklich. Zufällig fuhr aus einer Nebenpiste einer der, hier recht häufigen, weißen Touristenshuttel-Geländewagen und winkte uns. Normalerweise winken wir zurück zum Zeichen das alles in Ordnung ist. Da wir uns eher dem Wagen näherten wurden dem Fahrer wohl klar, dass etwas nicht stimmen konnte und er fuhr zu uns rüber. Zuvor war übrigens schon ein weiterer Fahrer auf einem Mofa vorneigefahren und hatte nur gewunken. Der Fahrer des Geländewagens holte uns über Mobiltelefon einen Pick-Up aus Douz der uns, mit samt dem Motorrad zu einer Werkstatt bringen konnte. Gemeinsam mit dem Fahrer warteten wir auf den Pick-Up. Während dem Warten erfuhren wir dann, dass die von uns gewählte Route normalerweise nur befahren werden kann, wenn es zuvor geregnet hat, da der Sand ansonsten viel zu schwer zu fahren ist. Wir suchen eben die Herausforderung! Nach Ankunft des Pick-Ups wurde Carinas Motorrad auf die Ladefläche gehievt. Ich weiß immer noch nicht, wie wir das mit vier Leuten geschafft haben. Festverzurrt auf dem Seitenständer und mit offener Ladeklappe beendete Dori ihre heutige Offroadetappe. Carina nahm in dem Geländewagen Platz und Mathias fuhr den anderen beiden Fahrzeugen hinterher. So hielt dann unsere kleine Kolonne Einzug in Douz. Vorweg der Korpus Delikti, darauffolgend der Fahrer und ganz hinten das Fußvolk auf zwei Rädern. Was für ein Theater. Das Motorrad wurde in einer „Fachwerkstatt“ abgeladen und uns wurde versprochen, dass wir in einer Stunde vorbeikommen sollten und man uns dann sagen könnte was los ist. Skeptisch ob das alles so richtig ist machten wir uns auf den Weg zu unserem Haus, um kurze Zeit später wieder in der Werkstatt zu stehen. Zu Mathias erstaunen sprang Dori tatsächlich wider an. Die Frage nach der Diagnose wurde mit nur einem Wort gegeben „Sable“ (Sand). Ist klar. Wenn uns unser Fachhändler zu Hause diese Diagnose gegeben hätte, wären uns aber einige Gegenfragen eingefallen. Diesmal fehlten Mathias aber die Worte (und Vokabeln!). Tatsächlich schien der Mechaniker lediglich die rechte Armatur (mit dem Startknopf) abmontiert und mit Druckluft abgesprüht zu haben. Dasselbe hat Mathias übrigens, ohne Druckluft, in der Wüste auch zwei Mal gemacht. Wir sind aber froh, dass alles glimpflich ausgegangen ist und jetzt alles wieder zu funktionieren schient. Was für ein Erlebnis. In Bezug auf die Zeit hatten wir übrigens unsere Planung etwas umdisponieren müssen. Wir rollten um 18:30 Uhr bei der Werkstatt vom Hof und verspürten nicht al zu viel Lust auf Shoppen auf dem Wochenmarkt. Uns fällt nur noch eins ein…Schlafen.

 

1 Kommentar

  1. Hallo Ihr Zwei,
    zunächst einmal ein Kompliment an den Autor für seine, wie bereits zuvor schon bemerkt, überaus interessante und spannende Schreibweise. Ansonsten kann ich nur sagen: erstens kommt es anders
    und zweitens als man denkt….. Eine Wüstenexpedition bringt immer Überraschungen an denen man seine physische und psychische Belastbarkeit erproben kann………..und seinen Humor weiterentwickeln sollte…….denn nur so kommt man/frau gelassen ans Ziel.
    Weiterhin eine hitzige Zeit zwischen den Sandkörnern und bitte bitte schickt mir die Auflösung des Rätsels endlich !!!???

    Beslema Mui/Claudia

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