Mit dem Wüstenschiff im Dünenmeer

Lang erwartet – endlich umgesetzt: Unsere Kameltour in die Wüste.

Ein paar Begriffsklärungen zu Beginn: Als allgemein bekannt gilt, dass Kamele zwei Höcker haben und Dromedare nur einen. Da Reisen bekanntlich bildet, haben wir folgendes gelernt: Dromedare haben tatsächlich einen Höcker und sind weiblichen Geschlechts, nicht zur Arbeit zu gebrauchen (wie im normalen Leben eben auch 😉 – Zitat Kamleführer – lol) und haben als Aufgabe die Erziehung ihrer kleinen Dromedar-Babys. Die männlichen Tiere hingegen haben ebenfalls einen Höcker, werden als Lasten- und Arbeitstiere genutzt, sind ähnlich einem Hausschwein als Resteesser gut zu gebrauchen und werden hier als Kamele bezeichnet. Dies erklärt, für uns, zwar immer noch nicht warum für Amerikaner auf der Straße nur vor Kamelen gewarnt werden, sich aber bei Deutschen immer die Dromedar-Herden auf der Straße tummeln…, liefert aber eine Erklärung für den recht variablem Umgang mit dem Begriff.

 

Unsere Kameltour begann Sonntagmorgen um 10 Uhr vor unserer Haustür, in Begleitung zweier Tunesier, wobei der eine zur Familie des Vermieters gehörte und der andere uns als Küchenchef vorgestellt wurde. Da Tiere unserer Meinung nach schon voll beladen waren, gingen wir davon aus, dass wir einen Fußmarsch in Kamelbegleitung in die Wüste unternehmen würden. (Hinweis an dieser Stelle: Unsere beiden Dromedare waren männliche Tiere und somit Kamele.) Anders als erwartet war für uns jeweils ein Logenplatz oben auf dem Gepäck vorgesehen. Da die Kamele gut genährt und stark aussahen, sind wir zu Recht davon ausgegangen, dass sie unser Gewicht noch zusätzlich tragen konnten. So konnte es dann losgehen, wobei wir doch etwas skeptisch die Schuhe unseres einen Führers betrachteten. Anstatt Wanderschuhe oder wenigstens fester Schuhe, trug dieser eine Art Hauspatoffeln, die hinten komplett offen waren. Es stellte sich jedoch heraus, dass er damit doch erstaunlich schnell durch die Dünen wandern konnte. Da sollten sich die Hersteller für Expeditionsausrüstung vielleicht einmal dran orientieren. Ob es hierfür jedoch einen Absatzmarkt in Europa gibt bleibt bis auf weiteres offen.

Unsere kleine Karawane sah wie folgt aus: Vorweg gingen die beiden Kamelführer. Diese führten das fordere Kamel, auf dem Carina platzgenommen hatte. An dem Sattel des vorderen Kamels war das hintere Kamel, mit Mathias oben drauf, festgebunden. Die Landschaft war wunderschön, sofern man von den Müllbergen in Siedlungsnähe absah. Nach der gefühlt 327. Düne rechts, überlegte sich Mathias Kamel einen anderen Weg einschlagen zu wollen, band sich von seinem Kameraden los und bereitete sich auf den Abmarsch vor. Missmutig wurde es von einem der Führer wieder eingefangen und von da an weiter geführt. So ein Pech aber auch!

Die erste Rast wurde bereits nach eineinhalb Stunden eingelegt. Hier musste Mathias seinen Plan, kein ungeschältes und ungekochtes Gemüse in Tunesien zu essen leider aufgeben. Doch der Salat schmeckte sehr gut und dazu gab es original zubereitetes „pain du sable“ („Sandbrot“). Beim Aufbruch entschlossen wir uns, ab hier auch ein Stück zu laufen.

Wir folgten den Spuren einer großen Dromedar-Herde. Auf einer großen Ebene erblickten wir sie schließlich. Sie hatten viele Jungtiere dabei und wurden von zwei Hirten bewacht. Wir schlugen unser Lager für die Nacht in einem nahe gelegenen Dünen-Feld auf. Unsere beiden Führer wollten ein Zelt für uns zum Schlafen aufbauen. So professionell wir auch das Lager errichtet und die Dromedare versorgt wurden, stellte das Hightech Zelt, europäischer Produktion, eine Herausforderung dar. Heringe wurden durch Ästchen ersetzt, das Zeltgestänge wurde wenig zweckgemäß eingesetzt und einfach so tief wie möglich in den Sand gesteckt und das Abspannen erfolgte auf der eigenwillige Art und Weise. Wasserdicht und windbeständig war dieses Zelt nun nicht mehr, erfüllte jedoch seine Baumeister mit Stolz. Unsere Hilfe hatten sie stets abgelehnt. Seinen Zweck als überdachte Behausung für eine Nacht wurde das Zelt aber dennoch gerecht.

Bereits um 15h wurde mit den Vorbereitungen für das abendliche Couscous begonnen. Für uns war erstaunlich, mit wie einfachen Mitteln in der Wüste doch so leckere Mahlzeiten hergerichtet werden können. Die Kamele wurden währenddessen getrennt voneinander mit zusammengebundenen Vorderbeinen an Büschen angebunden. So effektiv das Anbinden auch sein mochte, fühlte sich das eine Kamel stark von der weiblichen Dromedar-Herde angezogen und entfernte sich unaufgefordert von der Gruppe. Nach einiger Zeit wurde sein Verschwinden bemerkt und löste große Panik aus. Frühlingszeit ist auch in Tunesien Brunftzeit und auch paarungsbereite Kamele versuchen sich eine Herde zu erobern. Die weibliche Kamel-Herde wurde, wie wir später erfuhren, von einem männlichen Kamel angeführt. Unser Kamel startete demnach einen Übernahmeversuch und stiftete, noch gesattelt, einen Kampf mit dem Herdenchef an. Nach kurzer Zeit konnten die Beiden wieder getrennt werden und wir hatten unser Kamel wieder bei unserem Lagerplatz. Was wir später lernten war, dass die Kamele so lange kämpfen würden, bis einer stirbt. Somit hätten wir entweder kein Kamel oder ca. 50 Stück gehabt, welches allerdings unseren Futtervorrad überstiegen hätte. Wir waren froh, dass unsere Begleiter die Expedition „Herden-Chef für kurzentschlossene“ rechtzeitig unterbunden haben.

Der restliche Abend verlief ruhig, mit leckerem Couscous (Koch-Tipp für Daheimgebliebene: Couscous muss mindestens drei Stunden garen und nicht gekocht werden), einem romantischen Sonnenuntergang und einem wunderschönen Lagerfeuer. Zu guter Letzt verbrachten wir die Nacht unter dem sternenklaren Wüstenhimmel.

In der Nacht konnte als größter Störenfried der atemberaubenden Stille der Wüste, Mathias mit seinem erkältungsbedingten Husten ausgemacht werden. Morgens wurden wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang geweckt. Es gab Frühstück in der Morgensonne auf dem Dünenkamm. Dabei bemerkten wir allerdings, dass unsere Rücken in der Nacht stark unter dem harten Boden gelitten hatten. Aber in unserem Alter ist das ja auch kein Wunder.

So machten wir uns nun auf die Rückreise. Dabei gingen wir erneut an der Dromedar-Herde vorbei. Erstaunlicher Weise gab es keinen weiteren Zwischenfall, obwohl Carina kurz vor der Herde das eine Dromedar in die Hand gedrückt bekam und ab da ein Stück selber führen durfte. Ein Wenig weiter fanden wir eines der spezielleren Gewächse der tunesischen Wüste: die Wüstenrosen (Link: Wikipedia). Da das Gepäck sich nach dem Essen des Vortags halbiert hatte, konnten wir unbesorgt so viele Wüstenrosen einpacken, wie wir finden konnten (und uns in die Hand gedrückt wurden).

Nach erneutem Essen ritten wir das letzte Stück nach Hause. Carina durfte dabei sogar ohne Führer reiten, wobei das auch nur funktionierte, weil das andere Kamel vorauslief. Darüber ärgerte sich Carinas Kamel jedoch ungemein, sodass es das Andere von hinten attackierte. Schnell gingen die Führer dazwischen und Mathias und sein Kamel kamen mit einem Schrecken und einem Hüpfer davon. Man muss dazu sagen, dass Mathias eigentlich das gefährlichere Kamel ritt. Es durfte nicht gefüttert werden (wohingegen das andere Orangenschalen und Brotreste brav aus der Hand fraß) und wurde stets deutlich fester angebunden, als das Andere, weshalb ihm auch nie die Flucht gelang.

Gegen 15h kamen wir zu Hause an und konnten noch ein wenig die Sonne genießen. Da es die letzten Tage so wenig geregnet hatte, beschloss Mathias die Blumen zu gießen und machte mit dem löchrigen Gartenschlauch die ganze Wäsche auf der Leine wieder nass. Schade, dass er nicht anstatt dessen die Motorräder gewaschen hat…

Fazit: Zu essen gab es reichlich, sicher fühlten wir uns auch und die Landschaft war beeindruckend. Zum Gelingen einer solch schönen Tour, trägt sicher zu einem großen Teil die positive Atmosphäre innerhalb der Reisegruppe bei. Alles in allem war es für uns eine sehr lohnenswerte Erfahrung. Anbei wieder ein paar Bilder zum „mitreisen“.

 

1 Kommentar

  1. saha saha, labes? magnifique j´adore le désert, bonne nuit mes chéres petits, à demain salam mui 🙂

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