Casablanca – Reisen wie im Film!

Vorab: den Film „Casablanca“ haben wir beide noch nie gesehen. Ein Frevel den wir wohl bald nachholen müssen. Wir starten beim Original.

 

Am heutigen Morgen sind wir gut ausgeschlafen und nach einem leckeren Frühstück in den Tag gestartet. Eigentlich hatten wir den Plan, bis Rabat zu fahren, doch nach unserer abendlichen Planung haben wir uns dann doch dazu entschieden, schon bis nach Casablanca zu fahren.

 

Auf der Autobahn angekommen merkte man auch schon direkt, dass man nicht mehr in Europa war: Fahrräder fahren auf dem Seitenstreifen, Esel werden direkt neben der Leitplanke entlang geritten (dem Aussehen nach von bolivianischen Feldarbeitern, inklusive Poncho), Fußgänger queren die Fahrbahn, Brückenarbeiter balancieren ohne Sicherung auf dem Geländer und streichen dabei die Brücke neu, an den Maut Stationen werden einem schon mal Drogen angeboten und so weiter und so fort… Aber auch die Landschaft war sehr beeindruckend und besonders vielfältig. Von Bergen über Wälder, karge Wüstenlandschaften, Dünen und Meer haben wir wirklich alles am Rande der Fahrbahn beobachten können. Dazwischen finden sich immer wieder ein paar Esel, Schafe, Kühe und Pferde, sowie Feldarbeiter bei der Ernte oder Bewässerung ihrer Felder, „Gewächshäuser“ (nur durch Planen abgedeckt), kleine Dörfer und auch größere Städte mit höheren Häusern. Die eigentlich recht einfarbig aussenden Gebäude wirken, geschmückt durch die in allen Farben und an allen Orten daran aufgehängte Wäsche, doch sehr bunt in der Landschaft.

 

Auf dem ersten Stück Strecke haben wir sehr mit starkem, böigem Wind zu kämpfen gehabt. Deshalb konnten wir oft nur mit 80 km/h fahren, um nicht über alle Autobahnspuren geweht zu werden. Doch weiter im Süden legte sich der Wind dann langsam und wir konnten wieder etwas zügiger fahren.

 

Eigentlich hatten wir das mit dem Sprit bis zur nächsten Tankstelle genau geplant und berechnet, aber leider waren die Berechnungen wohl doch nicht exakt genug. So kam es, dass Carinas Tankanzeige schon ein ganzes Stück lang leuchtete, als sich auf dem nächstgelegenen Rastplatz aber leider dann doch keine Tankstelle fand. Bis zur nächsten Tankstelle und damit auch bis zur nächsten Ausfahrt waren es allerdings noch ca. 37km. Nach den Tankberechnungen wäre das noch genau die mögliche Reichweite des Motorrads gewesen, aber auch sonst wäre uns keine andere Wahl geblieben, als es einfach zu probieren. So tuckerten wir dann mit 90 km/h über die Autobahn – Carina in Mathias Windschatten, um Sprit zu sparen. So schafften wir es noch genau bis zur nächsten Tankstelle und waren doch beide sehr erleichtert. Nächstes Mal werden wir wohl früher Tanken und die Zusatztanks und Kanister dann doch mal auffüllen.

Ein paar Eindrücke als Videos (Ton aus machen):

Auf der Autobahn kam es immer wieder dazu, dass bei vorbei fahrenden Autos die Fenster heruntergekurbelt wurden und Fotos von uns gemacht wurden. Sogar einige Frauen machten Bilder und gaben Carina zu verstehen, dass sie es toll finden, eine so emanzipierte Frau zu sehen, die sogar selber ein Motorrad fährt. Da wir immer wieder aus verschiedenen Perspektiven als Model für Fotos herhalten mussten (ungefragt natürlich), haben wir uns doch überlegt, uns an das Geschäftsmodel hier anzupassen und dafür Geld zu verlangen. Wie die Marokkaner da wohl aus der Wäsche gucken würden, war eine köstliche Vorstellung.

 

Als wir langsam müde wurden, hatten wir uns schon fast bis Casablanca vorgekämpft und so schafften wir auch noch den Rest der Strecke. In den Motorradklamotten findet sogar Carina es doch etwas zu warm, so dass uns beiden auch die Hitze etwas zu schaffen macht. Das Hotel war dank GPS-Koordinaten leicht zu finden und nach ein paar mal hin und her konnten wir die Motorräder parken und wurden vom Consièrge auf unser Zimmer gebracht, dass sich dann als die Suite herausstellte. So beschlossen wir doch erst ein paar Fotos zu machen, bevor wir all unsere Sachen dort verstreuten. Hierzu sollten wir erwähnen, dass unsere gestrige Umplan-Aktion auch die Suche nach einer Bleibe beinhaltete und uns auf einer Buchungsseite dieses stark reduzierte Zimmer auffiel, das damit auf einmal in unserem Reisebudget lag. Hurra, jetzt dürfen wir uns auch mal wie verwöhnte West-Touristen fühlen. Das Motto des Hotels ist nämlich „Willkommen in 1000 und einer Nacht.“ – wir bleiben aber doch nur eine, die eintausend anderen lassen wir für andere da.

 

Und dann ging es auf in die Stadt. Wir wollten schließlich auch noch ein bisschen von ihr sehen und auch etwas essen. An den typischen Stadtverkehr, mit viel Hupen, Rufen, Winken und einfach drauflos gehen und fahren, hatten wir uns doch schnell gewöhnt. Auch den Stadtplan zum Teil auswendig zu kennen, um nicht verloren oder suchend zu wirken und Helfer anzulocken, haben wir gut gemeistert. Doch leider fanden wir das gesuchte Restaurant nicht. Dafür sind wir dann allerdings im Schwulenviertel der Stadt gelandet. Erst dachten wir, dass wir falsch geguckt hätten, da in arabischen Ländern solche Viertel ja eigentlich nicht so verbreitet sind, wie bei uns. Aber da liefen tatsächlich händchen haltende Männer zusammen über die Straße und saßen in den Cafés als Paar zusammen. Da es hier nur Cafés gab mussten wir unsere Suche dann doch in einer andere Gegend fortsetzen und fanden dort auch für uns etwas zu Essen. Casablanca erschien uns doch eine sehr westlich orientierte Stadt zu sein. So fanden wir hier eine richtige Einkaufsstraße, ganz wie bei uns auch mit großen Geschäften rechts und links, ohne aufdringliche Händler oder ähnliches.

Danach gingen wir noch an der Medina entlang und in Richtung Hafen. Dies war jedoch nicht ein schöner Hafen mit Segelschiffen oder Booten, sondern ein Frachtschiffhafen und somit mehr Industriell angehaucht. Auf dem Weg zur Moschee durchquerten wir noch verschiedene Viertel der Stadt und fanden dann nach einer, uns bei der Hitze ewig vorkommenden, Wanderung die Moschee. Nach ein paar Fotos gingen wir noch zum Ufer, wo gerade wohl Badezeit war und die Männer von der Ufermauer gefühlte 5 bis 7 Meter tief ins Wasser sprangen und dort badeten. Die Frauen durften wohl lediglich bei dem Spaß zusehen, aber nicht teilhaben. Leider konnte Carina Mathias nicht dazu überreden auch zu Baden. Wie schade. Nun mussten wir noch den ganzen Weg zurück wandern und stellten auch bald fest, dass wir natürlich mit Kameras und Technik ausgerüstet waren, aber kein Wasser mitgenommen hatten. Sehr dumm von uns. Trotzdem schafften wir die Wanderung zurück bis zum Hotel und genießen nun erschöpft unsere Suite.

 

P.S.: Mathias hat nun auch beschlossen, dass der Fernseher völlig überflüssig ist und sitzt am Fenster und beobachtet gespannt das Treiben draußen auf der Straße. Wie Menschen aus Busfenstern flüchten, weil sie schwarz gefahren sind, streitende Taxifahrer und wild hupende Autos, die quer durcheinander fahren. Viel lustiger als Fernsehen. 🙂